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Interview mit Armin Hierstetter – bodalgo.com

Armin Hierstetter bodalgo.comWer ist Armin Hierstetter? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

bodalgo.com programmiert und dann beschlossen, meine komplette Abfindung zu investieren, um das Nebenbei zum Beruf zu machen. München ist meine vielgeliebte Heimat.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Abgesehen davon, dass ich ein unverbesserbarer Klugscheißer bin, kommt man mit mir prima aus, denke ich. Als Firma bin ich aber lieber Einzelkämpfer, weil ich schlecht im Delegieren bin und immer alles selbst machen will. Obwohl ich ganz genau weiß, dass das eigentlich ein Hemmschuh ist. Irgendwie komm’ ich da nicht aus meiner Haut …

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

bodalgo.com findet jeder den perfekten Sprecher: Für Werbung, Web-Clips, E-Learning, Präsentationen, Hörbücher – einfach für  alles, wo eine großartige Stimme gefragt ist. In mehr als 60 Sprachen. Dazu noch kinderleicht: Mit bodalgo geht’s einfach, schnell und kostenlos: Denn bodalgo nimmt weder Provisionen noch sonstige Gebühren.

Unsere Superpower: bodalgoCall: Ohne zusätzliche Hard- oder Software sich direkt ins Studio des Sprechers schalten. Browser genügt. Ist so einfach wie Telefonieren und klingt so atemberaubend wie HiFi.

Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?

Bei bodalgo gibt es Sprechproben von mehr als 5.000 Sprechern. Klar liegen die hier nicht auf Kassetten rum, sondern auf dem Server als MP3. Damit ist bodalgo ist weltweit eine der größten Datenbanken der Branche.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Wir haben viel zu viel Reglementierung. Reglementierung stiehlt der Wirtschaft die Möglichkeit zum eigenverantwortlichen Handeln und hebelt eigentlich unumstößliche Marktgesetze aus. Wenn eine Firma lange genug Mist baut, dann wird (und muss) sich das auswirken. Von ganz alleine. Ich brauche hier keinen Staat, der bis ins Detail vorschreibt, was man darf, wie man es darf und was man nicht darf. Oder der ganze Branchen „rettet“. Das ist Marktverzerrung pur und rächt sich immer auf lange Sicht, weil man den Markt die Probleme nicht lösen lässt. Der Staat meint es viel zu oft, eigentlich immer, „zu gut“ und verschlimmert durch sein Eingreifen die Situation nur. Wer denkt, er sei schlauer als der Markt, müsste eigentlich auf die Wirtschaftssonderschule. Dummerweise muss sich ein Politiker nie verantworten.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Problematisch ist aktuell natürlich die Kreditklemme. Als junger Unternehmer, vor allem als Einzelkämpfer, hat man so gut wie keine Chance auf einen Kredit und muss unglaubliche Wege gehen, um die Banken gnädig zu stimmen. Da gehen schon mal auch gute Ideen über die Wupper. Ich danke dem lieben Gott, dass ich nicht auf Investoren oder die Willkür eines Bankers angewiesen bin.

Herausforderung für unseren Markt:

Das Qualitätsbewusstsein wecken bzw. schulen: Wie soll ein Auftraggeber beurteilen können, ob ein Sprecher sowohl fachlich (Sprache) wie auch technisch (Aufnahme) einwandfreie Arbeit liefert. Jeder kann ja eigentlich sprechen, da wird sich oft über Preise gewundert bzw. zu billig gedacht. Rächt sich natürlich hinterher, wenn man dann nochmal zu einem Profi gehen muss, weil ein Amateur den Imagefilm gesprochen hat. Da könnte man die Kunden noch viel mehr an die Hand nehmen, damit so was nicht passiert. Oder: Besser gleich zu bodalgo … (lacht)

Herausforderung für unsere Firma:

Aktuell ist der Relaunch der neuen Webseite (15. November) die größte Herausforderung. Man kann noch so gut planen: Wenn 15.000 User von einer Sekunde auf die andere die neue Webseite nutzen, ist die Gefahr eines Fehlers natürlich schon da. Da ist dann Geschwindigkeit gefragt, um Macken schnell abzustellen.

Abgesehen von der neuen Funktionalität, speziell bodalgoCall, das auf einer sehr neuen Web-Technologie basiert, war vor allem die Datenmigration in die neue Datenbankstruktur nicht trivial.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Worüber ich mich jeden Tag aufs Neue aufregen könnte, sind bescheuerte Posts mit frei erfundener Geschichten (Einsteins Briefe an seine Tochter, zum Beispiel), die hirnlos geteilt werden und damit selbst größten Schwachsinn für „Leichtgläubige“ (man könnte auch andere Worte finden) zum Fakt erheben. Das ist schlimmer als Spam.

Dagegen freue ich mich über jeden Unternehmer, der mit einer guten Idee sich erfolgreich online platziert. Dann sitze ich da und denke mir: Verdammte Axt, das ist wirklich eine phantastische Idee oder ein großartiges Produkt. Da nehme ich mir manchmal auch die Zeit und schreibe dem Unternehmen meine Begeisterung.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

zerohedge.com, eine alternative Nachrichtenseite, wenn man mal – vor allem zu wirtschaftlichen Themen – was abseits des Mainstream lesen will. Eine Bewertung überlasse ich da jedem selbst.

stackoverflow.com ein unerschöpflicher Quell an Wissen. Unverzichtbar.

ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat

Meine Frau liegt mir seit Jahren in den Ohren, ich soll endlich „Stumbling on Happiness“ (von Daniel Gilbert) lesen. Muss fantastisch sein. Habe ich mir fest für Weihnachten vorgenommen. Sehr gut gefallen hat mir Malcolm Gladwells „Outliers“. Eine andere Sicht auf die Gründe für Erfolg – sehr spannend.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Ich liebe „Coda“, eine Programmier-Entwicklungsumgebung für den Mac. Macht Spaß, läuft stabil und ist sehr reduziert, was die Funktionen angeht. Für mich perfekt.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Ich möchte da nicht alle über einen Kamm scheren, aber in mir keimt manchmal der Verdacht, dass die üblichen „Experten“ vor allem in einer Sache gut sind: Selbstdarstellung. Es gibt da sehr prominente Beispiele, die gut daran täten, die Tasten auch mal ruhen zu lassen.

Davon abgesehen gibt es schon ein paar Kandidaten, die ich gerne mal in Action sehen würde oder gerne gesehen hätte: Natürlich Steve Jobs, auch wenn das freilich wie ein Klischee klingt, oder auch Margarete Steiff. Don LaFontaine, einer der bekanntesten Sprecher der USA („The Movie Guy“). Lebende Personen? Fallen mir leider gerade keine ein …