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Interview mit Angelika Schwaff – reise-freunde.com reiseblogger-kollektiv.com

Angelika Schwaff reise-freunde.com reiseblogger-kollektiv.comWer ist Angelika Schwaff? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Reisefreunde.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Mein Spleen hat viel mit meinem jetzigen Beruf zu tun: Ich reise sehr gern alleine, und in vielen Ländern dieser Welt brechen mir alte Omis das Herz – mit ihrer Weisheit und Güte, ihrer Offenheit mir gegenüber und den Geschichten, die sie mir aus ihrem Leben erzählen. In  fast jedem Land treffe ich eine Superfrau dieser besonderen Art.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Reiseblogger Kollektiv, das sich vor nun mehr über drei Jahren aus deutschschreibenden Reisebloggern zusammengeschlossen hat, bieten wir für die Tourismus Industrie authentischen, erlebbaren und spannenden Content an. Unser Superpower ist unsere Erfahrung, unsere gute Vernetzung, unsere Zuverlässigkeit und unsere nicht enden wollende Kreativität und allen Voran unsere Freundschaft untereinander. Das kommt davon, wenn man seinen Job liebt.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Vor wenigen Wochen bin ich von Österreich Tourismus nach Linz geschickt worden, um für Visit Linz ein Video über die kulinarischen Angebote der Stadt zu drehen. Es sollte kurz und knackig werden und lediglich auf Facebook laufen. Unsere gemeinsame Hoffnung für das  Engagement lag bei vielleicht 30mal teilen, 60 Likes und dass das Video vielleicht 5000mal abgespielt wird. Denn: der Facebook Account der Stadt war zu dieser Zeit noch recht klein und jung.  Das Ergebnis bis jetzt hat uns alle aus den Socken gehauen: Das „Lecker Linz“ Video wurde knapp 15.000 abgespielt, bekam 197 Likes, wurde 143mal geteilt und kräftig kommentiert. Ich glaube, das Ergebnis war so gut, weil ich nicht nur eine Liste mit Adressen bekommen habe, sondern vorher selber kräftig recherchiert habe und etliche wirklich bezaubernde und besondere Cafés, Bars und Restaurants entdeckt habe. Das hat sogar Linzern selbst gut gefallen und sie waren stolz auf ihre Stadt.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Es wäre schön, wenn endlich alle Touristiker aufwachen würden – die Zukunft liegt online und im authentischen Storytelling. Mit plumper Werbung und unwirklichen Aufnahmen lockt man die junge Generation nun wirklich nicht mehr in eine Destination.  Obwohl ich sicherlich nicht zur jüngsten Zielgruppe gehöre, vermeide ich Werbung so gut es geht – ich überblättere sie und klicke sie weg. Werbung langweilt mich entsetzlich. Ich will wahre Geschichten hören und sehen. Geschichten, die mich direkt ansprechen und am besten noch von Menschen erzählt, mit denen ich mich identifizieren kann. Darum glaube ich an authentisches Storytelling mit Influencern.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Deutschland, das wissen wir ja nicht erst seit Merkels „Neuland“ Zitat, hängt in vielen Bereichen anderen Ländern hinterher, auch und insbesondere in der Netzwirtschaft. Ich betreibe dazu keine Studien, sondern erlebe das jeden Tag. Warum zum Beispiel können sich unsere Netzanbieter für mobile Dienste solche Preise leisten? In Singapur habe ich mir vor wenigen Wochen für sage und schreibe 15 Singapore Dollar eine Prepaid-SIM-Karte mit 150 GB und LTE Qualität gekauft – für meinen Aufenthalt dort. Das ist in Deutschland unvorstellbar. Oder die Ausbildung: in Deutschland sind viel weniger Manager bereit, sich in Sachen Social Media weiterzubilden. Das führt dazu, dass etliche Community Manager auch wenn sie eventuell gut ausgebildet sind, bei kreativen Ideen entweder gegen Wände laufen oder nie wirklich Geld in die Hand bekommen. Lieber genehmigt der Marketingleiter ein erneutes Cityblow-Up, als einmal nachzudenken, wohin die Reise wirklich geht.

Herausforderung für unseren Markt:

Die Tourismus Branche ist zwar vergleichsweise gut aufgestellt, dennoch mangelt es wie oben bemerkt oft an Grundwissen auf der Management Ebene. Ich habe schon Unternehmen beraten, die eindeutig von großen Agenturen aufs Glatteis geführt wurden – weil sie es nicht besser wussten. Ich halte es demnach für entscheidend, dass man sich kontinuierlich entsprechend weiterbildet und Social Media nicht nur vertraut, sondern auch mal etwas wagt. Mein Lieblingsbeispiel hierfür ist die Condor, die am Anfang ganz offen auf Facebook kommuniziert hat: „Hallo Leute, wir sind neu hier – habt ein wenig Geduld, wir probieren erstmal“. Wie erfrischend! Genau so im Bereich Blogger Relations – das Kommunikationsteam von Johannes Winter hat einfach gemacht, satt abzuwarten was die anderen Mitbewerber so tun und dadurch wertvolle Erfahrungen gesammelt.

Herausforderung für unsere Firma:

Die einzig wirkliche Herausforderung, die ich als eierlegende Wollmilchsau habe und auch meine Kollegen im Reiseblogger Kollektiv ist, dass wir oft mit Kommunikationskollegen zu tun haben, die noch nach Pressearbeit-Schema denken und diese Herangehensweise so auf Blogger übertragen. Das fängt schon damit an, dass wir mal nicht eben so auf eine kurzfristig angekündigte Pressereise mitfahren können  – und selbst wenn wir könnten nicht wollen. Wir sind so gut gebucht, dass wir mindestens eine Vorlaufzeit von 3 Monaten brauchen. Und vor Ort brauchen wir Programmpunkte, die individuell auf die Nischen unserer Blogs zugeschnitten sind, gern auch selbst recherchiert und organisiert. Wir wissen ja selber am besten, was unsere Leser und wir als Blogger mögen. Eine Gehetze von A nach B ist nichts für Reiseblogger, vor allem nicht für die, die auch noch Videos produzieren. Ganz zu schweigen davon, dass es für viele noch nicht Gang und Gäbe ist, bei Bloggerreisen für Wifi zu sorgen.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Für mich hat sich „ das Internet“ zu einem täglichen Kommunikationskanal entwickelt. Nun muss noch das „Real Life“ nachziehen. Wenn das Netz als Chance verstanden wird, wirklich guten Kundenservice zu bieten, dann ist das der richtige Weg. Besonders freut mich natürlich der Social Media Bereich  – Kommunikation ist, wenn sie denn gut gemacht ist,  endlich keine Einbahnstraße mehr. Kunden können Feedback geben – und das ist gut so!

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

www.branddrivendigital.com.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

Noch viel besser: ich verschlinge alle Artikel meines Kollektiv Kollegen Johannes Klaus, der seit ein paar Monaten mit seinem Format „The Travel Episodes“ am Start ist.

www.travelepisodes.com

ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat

Ich lese alles von Paul Auster, besonders inspirierend aber ist sein „Buch der Illusionen“

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast 

Das hört sich jetzt recht komisch an, aber die Workshops und Keynotes auf unserem „Social Travel Summit“ sind und waren für mich die besten unserer Branche. Auch aus diesem Grund haben wir die Konferenz ja ins Leben gerufen, weil wir endlich auch mal wieder etwas dazulernen wollten. Es gibt zwar etliche Konferenzen auf diesem Gebiet, die meisten aber richten sich an Anfänger.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Da bin ich recht bescheiden; für meine Arbeit nutze ich vor allem mein iPhone, mein MacBook Air, eine Handvoll Kameras und als Tools ganz simple Lightroom, Final Cut pro und etliche Apps. Ist also alles kein Hexenwerk….

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Mit Andrew Davis, einem der führenden Content Marketing Spezialisten unserer Zeit und auch ehemaliger Keynote Sprecher unseres Social Travel Summits. Ich habe ihm schon angedroht, dass ich mal für ein paar Tage über seine Schulter schauen möchte und hoffe, dass das 2016 klappt. Auch ich will nie auslernen!